Vorort bei den Kämpfern gegen den Borkenkäfer

Vorort bei den Kämpfern gegen den Borkenkäfer
Revierförsterin Janett Meschkat

Dürre, Stürme, Niederschlagsmangel und nun eine seit Jahrzehnten einmalige Borkenkäferplage verwandeln unsere Wälder gerade in besorgniserregend braune Flächen mit sterbenden Bäumen, vor allem Fichten. Der heimische Wald droht dem Klimawandel zum Opfer zu fallen und wird ein anderer werden – aber erst in vielen Jahren. Um uns selbst ein Bild zu machen, waren wir dem Team André Hahns vor Ort in der Sächsischen Schweiz. Im Rosenthaler Revier 03 führte uns Revierförsterin Janett Meschkat zu  einem Borkenkäfernest mit 65 befallenen Bäumen. Innerhalb von 2-3 Stunden werden diese dem Tod Geweihten von High-tech-Harvestern einer österreichischen Firma fachgerecht zerlegt und abtransportiert. Ungläubig, dass sie solch einen riesigen Schaden verursachen können, beobachteten wir einige dieser winzigen Tierchen auf einem Stück abgeschälter Rinde. Was wird nur mit diesen Unmengen verfärbten, minderwertigen Holzes?, fragten wir uns schockiert. 20190905_115825

„Wir wollen den Wald gestalten und müssen doch derzeit nur Schäden beseitigen“, schildert die Revierförsterin die frustrierende Situation für ihren Berufsstand. Auf einem Display dokumentiert sie jeden Käferbefall in einer Karte. Auch alte Nester muss sie immer wieder kontrollieren. Die Forstmitarbeiter leisten in dieser extrem kritischen Situation, der in den nächsten Jahren jede 2. Fichte zum Opfer fallen kann, geradezu Übermenschliches für „ihren“ Wald. Sie leiden mit ihm und sie zeigen vollsten  Einsatz Vorort beim Aufspüren der Borkenkäfernester und dem schnellen Herausbringen des befallenen Holzes. Oft – wie Janett Meschkat – buchstäblich von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Ihr Einsatz verdient unser aller Hochachtung. Unterstützt wird der Sachsenforst von Freiwilligen der Offiziershochschule der Bundeswehr, Mitarbeitern der Landestalsperrenverwaltung, Rentnern, Praktikanten, Forststudenten… Aber das reicht nicht! Sowohl der Sachsenforst als auch private Waldbesitzer benötigen dringend noch viel mehr personelle Unterstützung, Beratung und Finanzmittel für die Beauftragung externer Holzbearbeitungfirmen, um die dramatische Situation zu bewältigen. Aufforstung wird eine Riesenaufgabe werden. Mehr Personal, mehr Ausbildungsstellen wird es wohl künftig beim Sachsenforst brauchen. Hier sind Land und  Bund gefordert. Herzlichen Dank an den Neustädter Forstbezirksleiter Uwe Borrmeister, Revierförsterin Janett Meschkat und Forstwirtin Marie Ahnert für die äußerst spannende Führung.img_530011

Trekkingweg Forststeig – ein deutsch-tschechisches Erfolgsprojekt

Auf unserem Weg durch den Wald informierte uns Forstbezirksleiter Uwe Borrmeister am Biwakplatz Taubenteich über den Forststeig. So dramatisch die Situation in unseren Wäldern stellenweise auch ist – diesem einzigartigen Trekkingweg in Mitteleuropa konnte sie bis jetzt keinen Abbruch tun. Seit 2 Jahren gibt es die 100 km lange Route. Sie ist für Freaks gemacht, die mit Isomatte, Schlafsack, Proviant, Wasserfilter und Stirnlampe im Gepäck auf 7 Etappen selten begangene, abenteuerliche Pfade durch einsame Wälder, über bizarre Felsformationen und mächtige Tafelberge erwandern wollen. Naturerlebnis und Abenteuer pur! Und jeder soll es sich leisten, können, sagt Uwe Borrmeister, der sich maßgeblich für dieses Projekt engagiert hat. 10 Euro für Erwachsene und 1 Euro für Kinder ist der Pflegebeitrag für eine Übernachtung in einer der urigen Hütten oder auf einem Biwakplatz. Tickets müssen vorher erworben werden. Wir erleben mit, wie drei junge Männer aus Magdeburg aus ihren Biwakschlafplätzen klettern, sich am Teich erfrischen und eine Suppe auf der Feuerstelle kochen. Sie sind hellauf begeistert. Wie sieht es mit Vandalismus aus, möchte André Hahn wissen? Nein, der ist bis jetzt ausgeblieben, sagt der Forstbezirkschef erfreut. Die Forststeigwanderer aus aller Welt erweisen sich als ehrliche Naturliebhaber, die das, was andere da Schönes für sie geschaffen haben, achten. Und die auch ihren Müll wieder mitnehmen.

In einem vereinten Europa heute mühelos möglich: Uwe Borrmeister steht in Tschechien, André Hahn in Deutschland.

In einem vereinten Europa heute mühelos möglich: Uwe Borrmeister steht in Tschechien, André Hahn in Deutschland.

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Text: Anja Oehm