Der Schein trügt – Was der aktuelle Bildungsmonitor verschweigt
Zum heute veröffentlichten Bildungsmonitor der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft erklärt der Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag, Dr. André Hahn:
Pünktlich zum Wahlkampfendspurt im Freistaat Sachsen publiziert die von der Wirtschaft finanzierte Initiative ihr Bildungsranking. Weil Sachsen im Ranking erneut vorn liegt, sonnen sich reihenweise Regierungspolitiker im Glanze des Ergebnisses und loben die Bildung im Freistaat über den grünen Klee. Doch der Schein trügt: Der Bildungsmonitor ignoriert die Realität und blendet vor allem den künftigen Fachkräfte- und Lehrermangel in Sachsen völlig aus.
Wem es freilich genügt, Bildung am Bedarf der Wirtschaft auszurichten und nach Kategorien von Rankings zu beurteilen, der mag sich zufrieden zurücklehnen und so weiter machen wie bisher. Wer jedoch nicht in Ranglisten denkt, die doch nur einen Durchschnitt wiedergeben, sondern sich den Blick für die Realitäten bewahrt hat, der sieht erheblichen Handlungsbedarf.
Die soziale Benachteiligung, die in Sachsen so gering sein soll, hat hierzulande viele Gesichter. So hängt der Bildungserfolg stark davon ab, in welcher Region Sachsens man aufwächst. In sozialökonomisch benachteiligten Stadt- bzw. Landesteilen (hohe Sozialhilfedichte, hoher Arbeiter- und Ausländeranteil) ist der Anteil von Abiturienten geringer; dafür liegt der von „bildungsarmen“ Schulabgängern ohne Schulabschluss (vor allem von Jugendlichen mit Migrationshintergrund) dramatisch über dem Durchschnitt.
Es sind rund zehn Prozent der Schülerinnen und Schüler, die die Schule ohne einen Abschluss verlassen. Das sind Jahr für Jahr mehr als 5.000 junge Menschen, deren Zukunft düster aussieht. Die Studienabbrecherzahl liegt bei über 20 Prozent, im Maschinenbau und in der Elektrotechnik reicht sie gar bis zu 50 Prozent! Nach neueren Prognosen fehlen bis zum Jahr 2020 in Sachsen etwa 50.000 bis 70.000 Fachkräfte. Vom eklatanten Lehrkräftemangel gar nicht zu reden.
All die Nöte und Sorgen des sächsischen Bildungswesens kann ein Kultusminister im Wahlkampf freilich ignorieren. Er könnte aber auch seiner Verantwortung gerecht werden und endlich dem Wunsch der Mehrheit der Eltern nachkommen, die sich in einer aktuellen Umfrage für ein bundesweit einheitliches Bildungswesen ausgesprochen haben. Das würde längeres gemeinsames Lernen bedeuten, was Sachsens CDU jedoch scheut wie der Teufel das Weihwasser.