Mit »Augen zu und durch« hat der Wintersport keine Zukunft

Der Antrag der Union zum Wintersport steht unter dem Motto „Augen zu und durch“. Ich vermisse eine kritische Analyse und vorausschauend politische Lösungsansätze, denn wir sind mitten drin im Klimawandel.

Auszug aus dem Plenarprotokoll 20/100 vom 27.04.23

Tagesordnungspunkt 18:
Antrag der Fraktion der CDU/CSU: Unterstützung für den Wintersport – Jetzt handeln
Drucksache 20/6183

Vizepräsidentin Aydan Özoğuz:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich darf Sie darauf hinweisen, dass Sie unter den Augen von Eiskunstläuferinnen,
die gerade zu uns gekommen sind und die ich natürlich auch herzlich begrüßen möchte,
diese Debatte führen dürfen.

(Beifall)

Das passt gerade bei dieser Debatte natürlich sehr gut.
Als Nächstes erhält das Wort André Hahn für Die
Linke.

(Beifall bei der LINKEN)

Dr. André Hahn (DIE LINKE):

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wenn
Eiskunstläufer oder Eiskunstläuferinnen da sind, müsste
ich jetzt auch über die Energiepreise in den Stadien reden,
bei denen wir die Vereine nicht alleinlassen dürfen.

(Konstantin Kuhle [FDP]: Spielverderber! Spaßbremse!)

Aber die Zeit habe ich leider nicht.

Altenberg liegt in meinem Wahlkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und ist neben Oberhof in Thüringen seit Jahrzehnten ein anerkannter Wintersportort und Olympiastützpunkt in Ostdeutschland. Zahlreiche Spitzensportler trainierten und trainieren hier, vor allem im Bob- und Rennschlittensport sowie im Biathlon; stellvertretend möchte ich hier den vierfachen Bob-Olympiasieger Francesco Friedrich aus Pirna nennen.

Ja, ich danke der Unionsfraktion für den Antrag zu diesem wichtigen Thema, auch wenn ich nicht alle der
zwölf Forderungen teile, zumal mir einige auch als ziemliche Allgemeinplätze erscheinen.

(Artur Auernhammer [CDU/CSU]: Na ja, komm!)

Der Sportausschuss wie auch der Tourismusausschuss des Bundestags beschäftigten sich in den vergangenen
Jahren mehrfach mit den Auswirkungen des Klimawandels auf den Wintersport und den Wintertourismus – leider bislang immer ohne Konsequenzen. Das Motto war immer eher ein „Augen zu und durch“, und es folgten noch millionenschwere Investitionen in die medaillenträchtigen Wintersportarten, in die Sportstätten, in Schneekanonen und riesige Schneedepots. Dafür trägt gerade die Union ein großes Maß an Mitverantwortung.

Dazu gehören im Übrigen auch die zugesagten über 50 Millionen Euro für den Wiederaufbau der beim Hochwasser 2021 völlig zerstörten Bob- und Rennrodelbahn in Königssee, über den sportfachlich nie wirklich diskutiert worden ist.

(Stephan Mayer [Altötting] [CDU/CSU]: Das stimmt nicht! Das ist die wichtigste Bahn in Deutschland!)

Wir haben in Deutschland mit Altenberg, Oberhof und Winterberg auch ohne Königssee mehr moderne Rennrodelbahnen als jedes andere Land auf der Welt.

(Beifall bei der LINKEN – Artur Auernhammer [CDU/CSU]: Die einzige in Süddeutschland! – Jörn König [AfD]: Ja, aber
Sie können doch Bayern nicht ohne Rodelbahndenken! Sagen Sie mal!)

Ich vermisse im Antrag der Union vor allen Dingen eine kritische Analyse der absehbaren Veränderungen,
die auf den Wintersport bei uns und weltweit zukommen, und das nicht irgendwann; denn wir sind mittendrin im
Klimawandel. Im letzten Jahr fand der erste Skisprungweltcup komplett auf Matten statt, weil es keinen Schnee
gab.

Das sind unangenehme Wahrheiten; aber die Politik muss sie aussprechen und darauf vorausschauend politische Lösungsansätze aufzeigen. Das leistet der vorliegende Antrag leider nicht.

Ich habe hier nur zwei Minuten Redezeit. Umso mehr freue mich auf die dann hoffentlich tiefer gehende Debatte in den Ausschüssen.
Herzlichen Dank.

(Beifall bei der LINKEN)