Königstein: Wenn Flüchtlingshilfe gut funktioniert
Am 30. November 2017 hatte die Diakonie Pirna zum Thema: „Wie geht es weiter mit der Flüchtlingssozialarbeit der Diakonie in unserem Landkreis“ eingeladen. In der Stuhlkreis-Runde in Königstein saßen Haupt- und Ehrenamtliche, die sich gemeinsam seit 2014 in der Flüchtlingshilfe engagieren. Und auch der Bundestagsabgeordnete Dr. André Hahn. Gegenwärtig werden im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 1.468 Asylbewerber untergebracht. Nur 215 erhielten bisher ihre Anerkennung als Flüchtling und damit die Aufenthaltserlaubnis. Der Großteil der Asylbewerber aus 30 Ländern stammt aus Afghanistan, Irak und Indien (23 %, 9 % bzw. 8 %).
Sicher waren nicht alle Geflüchtete erfreut, als sie sich in der Sächsischen Schweiz, am Rande Deutschlands wiederfanden. Auch Einheimische fürchteten: Flüchtlinge hierher zu uns – das geht doch gar nicht! Heute leben ca. 30 Geflüchtete, vorwiegend Familien, in Königstein. Die Kinder besuchen Kitas und Schulen, die Eltern Deutschkurse, einige sind im Praktikum oder sogar schon in Arbeit.
Anstatt über Überforderung durch den „Flüchtlingstrom“ zu lamentieren, hat Königstein die Sache von Beginn an tatkräftig angepackt. „Glück“ im Unglück: ein anderer Strom, die Elbe hatte mit ihren schweren Hochwassern die Stadt gebeutelt und für Wohnungsleerstand gesorgt. Ehrenamtliche gründeten mit Bürgermeister Tobias Kummer (CDU) die AG Flüchtlingshilfe. Tatkräftig, mit Herz und Verstand wurden die neuen Mitbewohner unterstützt, um hier Fuß fassen zu können. Schnell entstanden herzliche Freundschaften und Familienpatenschaften. Heute gibt es zum Beispiel ein Erzählcafé oder einen Reparaturtreff für alle Einwohner. Von Zeit zu Zeit durchströmen exotische Düfte die Gassen der Kleinstadt – wenn Helfer und Geflüchtete gemeinsam kochen. Nicht zufällig ging der Sächsische Bürgerpreis in diesem Jahr nach Königstein an die Organisatorin einer Kleiderkammer. André Hahn hörte herzerwärmende Geschichten über gelungene Integration. „Die waren wie ein Geschenk für mich“, beschrieb eine Helferin, die mit Geflüchteten aus Afghanistan, Syrien, dem Irak,Tschetschenien, Eritrea und Somalia die Tafelberge des Elbsandsteingebirges erklomm, ihre Emotionen. Einige der neuen Bewohner zog es dennoch in die größeren Städte. Inzwischen verstärkt sich die Einsicht, dass es sich in kleineren Orten angenehmer lebt, als an sozialen Brennpunkten. Das Zusammenleben kann ein Gewinn für alle sein, wenn es niemanden überfordert. Sollen die inzwischen gut ausgebauten Strukturen der Flüchtlingssozialarbeit dauerhaft erhalten bleiben, braucht es Hauptamtliche und SozialarbeiterInnen, die nicht um ihren Job oder ausreichend Arbeitszeit bangen müssen. Das wurde André Hahn, der allen für ihr Engagement dankte, mit auf den Weg nach Berlin gegeben.