Wir werden immer mehr!
Noch eine Sitzbank musste zusätzlich aufgestellt werden, dann noch eine und noch eine. Die Veranstalter der bereits 5. Friedenswanderung Sächsische Schweiz zu Ostern waren gut vorbereitet – aber mit so vielen Gästen hatten sie beim abschließenden Friedensfest im Kurpark Bad Schandau nicht gerechnet.
Schon bei der Wanderung war zu sehen: Wir werden immer mehr! Nach einem Begrüßungsmeeting mit Klampfe und Transparenten ging es vom Nationalparkbahnhof über die Bad Schandauer Brücke bis hin zum Markt und von dort hinauf nach Ostrau. Von oben erwartete alle eine herrliche Aussicht ins Tal. Gut 150 Wanderer wurden gezählt. Dann ging es wieder hinab zum Kurpark.
Die deutsch-tschechische Band „Grenzgänger“ um den Sebnitzer Stadt- und Kreisrat der LINKEN Rainer Böhme eröffneten das Programm mit Songs von Juliane Werding, Rio Reiser und Udo Jürgens, in denen es immer wieder um den großen und kleinen Frieden ging.
Bundestagsabgeordneter André Hahn moderierte die Veranstaltung, erinnerte an die Anfänge der Ostermarschbewegung von genau 60 Jahren und mahnte angesichts wachsender Konflikte in der Welt gerade jetzt wieder wachsam sein, um Kriegsgefahren zu begegnen. Auch zu aktuellen Themen kamen von ihm klare Aussagen: „Keine Abschiebungen von Flüchtlingen nach Syrien“ und „NATO-Soldaten, gerade auch solche der Bundeswehr, haben im Baltikum an der Grenze zu Russland nichts, aber auch gar nichts zu suchen“. Noch während der Veranstaltung gab André Hahn auch der ARD Statements zu den geplanten Abschiebungen.
Matthias Neutzner von memorare pacem Dresden suchte in seiner Rede nach Erklärungen für die gegenwärtige Situation. Viele Menschen seien „verstummt vor der übermächtigen Konsumgesellschaft, verwirrt vor der digitalen Welt, wo man sich hinter seinem PC verstecken und Hass verbreiten kann, resigniert vor der Größe der Weltprobleme“. Er rief dazu auf, Gewalt nicht durch Wegsehen zu unterstützen. Engagement für den Frieden müsse vielfältig sein – zum Beispiel Schwache unterstützen, Natur schützen, Humanismus denken, so Neutzner. „Helfen wir uns gegenseitig, verstehen wir einander, machen wir Deutschland zum Exportweltmeister für kluge Diplomatie.“
Steffen Richter vom Alternativen Kultur- und Bildungszentrum (AkuBiz) Pirna berichtete über die Arbeit seines Vereins, dem Kampf gegen das Vergessen der nationalsozialistischen Vergangenheit der Burg Hohnstein als Schutzhaftlager, wo Menschen grausam gefoltert, in den Tod getrieben oder umgebracht wurden. „Wir dürfen niemals vergessen: die NS-Zeit hat auf lokaler Ebene angefangen!“, mahnte der Redner.
Der Landtagsabgeordnete und Kreisvorsitzende der LINKEN Lutz Richter dankte in seinem Beitrag auch Rainer Böhme für seine Idee und sein jahrelanges Riesenengagement für diese Friedenswanderung.
Dieter Gaitzsch lud die Anwesenden zum Mahngang aus Anlass des Tages der Befreiung durch Dresden ein – am 8. Mai, 17.00 Uhr, Start ist an der Fiedlerstraße.
Die multikulturelle Band „Marmitako“ aus Dresden sorgte für gehörig Stimmung im Kurpark und beendete mit ihren Klängen einen sonnigen, Mut machenden Nachmittag am Ostermontag.
(Text: Anja Oehm)