Bundesregierung offenbart mangelndes Interesse an den Arbeitsbedingungen bei Trainern und anderen im Sport Beschäftigten
„Die Antwort der Bundesregierung auf meine Frage zu atypischen Arbeitszeiten und Überstunden im Bereich des Sports sind ein Affront gegenüber dem Parlament und zugleich auch Zeichen des mangelhaften Interesses der Ampel-Regierung an den Arbeitsbedingungen der Trainerinnen und Trainer sowie den weiteren im Sport Beschäftigten“, erklärt der Sportpolitiker der Linken im Bundestag, Dr. André Hahn.
Hahn weiter: „In ihrer Antwort verweist die Parlamentarische Staatssekretärin Anette Kramme aus dem BMAS lediglich auf zwei Kleine Anfragen der Fraktion DIE LINKE zu diesem Thema. Darin wird deutlich, dass vor allem Beschäftigte in den unteren und mittleren Einkommensgruppen überdurchschnittlich an Wochenenden, Feiertagen und in der Nacht arbeiten sowie sehr viele unbezahlte Überstunden leisten. Aussagen, wie aktuell die Situation bei den Beschäftigten im Sport ist, gibt es in den Antworten auf die Kleinen Anfragen allerdings nicht, obwohl das Thema zum Teil seit Jahrzehnten auf der Agenda steht.
In dem 2016 von Bundesregierung und dem Deutschen Olympischen Sportbund gemeinsam beschlossenen Konzept ‚Neustrukturierung des Leistungssports und der Spitzensportförderung‘ heißt es unter dem Punkt IV. (Optimierung der Trainersituation): ‚Erhebliche Defizite sind im Bereich der vertraglichen Ausgestaltung der Arbeitsverhältnisse der Trainer zu verzeichnen. Sie reichen von arbeitsrechtlich problematischen Mehrfachbefristungen über mangelnde soziale Absicherung, fehlende Weiterbildungsverpflichtungen bis hin zu überdurchschnittlich langen Arbeitszeiten… Dieser Aspekt hat die Bundesregierung veranlasst …, folgende Zielstellung aufzunehmen: >Im Spitzensport verbessern wir die Rahmenbedingungen für hochqualifizierte Trainerinnen und Trainer durch gute Arbeitsbedingungen und langfristige Perspektiven …<‚
In der Sitzung des Sportausschusses am 6. Juli 2022 beim Tagesordnungspunkt: ‚Vertrags- und Vergütungssituation von Trainern und Personal im Leistungssport‘ verwies der Berufsverband der Trainer/innen im Deutschen Sport auf eine aktuelle Umfrage. Demnach überschreiten 54 Prozent der Bundestrainer ihre wöchentliche, vertraglich vereinbarte Arbeitszeit in der Regel um mehr als 25 Prozent, und 70 Prozent dieser Trainer erhalten dafür keinerlei Ausgleich. Athleten Deutschland e.V. konstatierte in dieser Sitzung, dass sich auch im dritten Jahr nach der Verabschiedung des DOSB-Trainerkonzeptes 2019 die Lage anscheinend nicht substanziell verbessert habe.
Angesichts dieser unbefriedigenden Situation erwarte ich, dass die Bundesregierung sich endlich die erforderlichen Kenntnisse über die Situation der Trainer und der weiteren im Sport Beschäftigten verschafft und darüber auch den Bundestag unterrichtet. Es ist höchste Zeit, dass die Regierung aus der Prüfphase in die Phase der Umsetzung kommt, damit die Arbeitsbedingungen und damit auch die Attraktivität des Trainerberufes tatsächlich im realen Leben verbessert werden.“