EURO 2024 – Märchenprofite für Konzerne und UEFA
„Millionen Menschen aus Deutschland und der ganzen Welt werden die Fußball-Europameisterschaft im Stadion, beim public viewing oder an den Bildschirmen verfolgen, und ich wünsche uns allen spannende sowie friedliche Spiele und der deutschen Nationalmannschaft bestmögliche Erfolge. Bei aller beschworenen Euphorie ist es aber notwendig, nach der EURO 2024 auch mit Blick auf kommende Sportgroßveranstaltungen und zukünftige Bewerbungen für die Ausrichtung von Olympischen und Paralympischen Spielen in Deutschland eine kritische Bilanz zu ziehen“, erklärt André Hahn, stellvertretender Vorsitzender und sportpolitischer Sprecher der Gruppe Die Linke. Hahn weiter:
„Dazu gehört, dass die deutschen Steuerzahler für dieses Event mindestens 650 Millionen Euro zahlen werden. Hinzu kommen noch viele derzeit unbekannte verdeckte Kosten sowie die Zahlungen von ARD und ZDF für die Übertragungsrechte an die UEFA in dreistelliger Millionenhöhe, Steuermindereinnahmen in unbekannter Größe durch die von Bund und Ländern gewährten Ausnahmeregelungen und Erleichterungen. Auf der anderen Seite kalkuliert die UEFA jetzt schon mit Gewinnen in Höhe von mindestens 1,7 Milliarden Euro. Dieses Missverhältnis ist durch nichts zu rechtfertigen, zumal selbst konservative Ökonomen davon ausgehen, dass es kaum spürbare Effekte für die Konjunktur geben, ein erhoffter Wirtschaftsboom also wohl ausbleiben wird.
Auf den Prüfstand gehören ebenso eine Bilanz hinsichtlich der gemeinsamen Menschenrechtserklärung sowie der Versprechen zu Nachhaltigkeit und Inklusion. Hierzu nur zwei Beispiele: Gerade mal 0,37 Prozent der rund 2,7 Millionen Tickets stellten UEFA und der Bund für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche zur Verfügung. Hier braucht es deutlich mehr Engagement. Nicht akzeptabel ist zudem, dass kein einziges der zehn EM-Stadien die in Deutschland gesetzlich festgelegten Mindestanforderungen an Rollstuhlplätzen und barrierefreien Toiletten erfüllt, und gerade skandalös wäre es, wenn wie geplant die in einigen Stadien zusätzlich geschaffenen Plätze für Menschen mit Behinderungen nach der Europameisterschaft zurückgebaut werden.
Bei aller Leidenschaft für den Fußball: Der Profi-Fußball macht durch die zunehmende Kommerzialisierung, TV-Dominanz und Profitorientierung sich selbst, aber auch den Sport insgesamt kaputt. Die Bundesregierung befördert leider diesen Prozess, statt hier konsequent gegenzusteuern. Die Linke fordert andere Prioritäten in der Sportpolitik: Dazu gehört, dass Sport und Kultur endlich als Staatsziel ins Grundgesetz kommen. Wir brauchen einen Goldenen Plan Sportstätten, eine deutlich bessere Förderung des Breiten- und des Spitzensports sowie mindestens drei Stunden Sport pro Woche an allen Schulen im Land.“