Fußball ist wichtig, aber nicht alles

Statt von einem neuen „Fußball-Sommermärchen“ zu träumen und dafür hunderte Millionen Euro an Steuergelder auszugeben, fordert Die Linke von der Bundesregierung deutlich andere Prioritäten in der Sportpolitik zu setzen.

Die Rede im Wortlaut:

Vizepräsidentin Yvonne Magwas:
Dr. André Hahn für die Gruppe Die Linke hat nun das Wort.
(Beifall bei der Linken)

Dr. André Hahn (Die Linke):
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!

Als Sport- und insbesondere Fußballfan würde auch ich persönlich mich über ein neues Sommermärchen freuen, vor allem über eines, dessen Austragung nicht wie 2006 mit Millionenbeträgen gekauft worden ist. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union, wir reden jetzt, wenige Stunden vor dem Eröffnungsspiel, über einen Antrag, der inhaltlich leider kaum noch Substanz enthält. Aus Sicht der Linken erscheint es dringend notwendig, dass wir nach der EURO 2024, auch mit Blick
auf kommende Sportgroßveranstaltungen und eventuelle weitere Bewerbungen für die Ausrichtung von Olympischen und Paralympischen Spielen in Deutschland, eine kritische Bilanz ziehen. Dazu gehört, dass die Steuerzahler für dieses Event
mindestens 650 Millionen Euro zahlen werden. Hinzu kommen noch viele verdeckte Kosten: die Zahlungen von ARD und ZDF für die Übertragungsrechte an die UEFA in wohl dreistelliger Millionenhöhe sowie erhebliche Steuermindereinnahmen durch die von Bund und Ländern gewährten Sonderregelungen. Gerade mal 0,37 Prozent der 2,7 Millionen Tickets stellen UEFA und der Bund für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche zur Verfügung. Hier hätte ich mir deutlich
mehr Engagement gewünscht.
(Beifall bei der Linken)

Nicht akzeptabel ist zudem, dass kein einziges der zehn EM-Stadien die in Deutschland gesetzlich festgelegten Mindestanforderungen an Rollstuhlplätze und barrierefreie Toiletten erfüllt. Geradezu skandalös wäre es, wenn, wie geplant, die in einigen Stadien zusätzlich geschaffenen Plätze für Menschen mit Behinderungen nach der Europameisterschaft zurückgebaut würden. Hier hat Kollege Steiniger vollkommen recht.
(Beifall bei der Linken)

Die Linke fordert andere Prioritäten in der Sportpolitik. Wir brauchen endlich einen Goldenen Plan Sportstätten, eine deutlich bessere Förderung des Breitenund des Spitzensports sowie mindestens drei Stunden Sport pro Woche an allen Schulen im Land. Letzter Satz. Bei aller Kritik werde natürlich auch ich, wie viele Millionen andere Menschen, die 51 Spiele beim Public Viewing oder am Bildschirm oder auch im Stadion verfolgen. Ich wünsche uns allen spannende sowie friedliche Spiele und der deutschen Nationalmannschaft bestmögliche Erfolge.
Herzlichen Dank.
(Beifall bei der Linken)