Olympia 2040 in Deutschland: Nicht so!
„Solange Bund, Länder und Kommunen in Deutschland keinen vernünftigen Schulsport und Schwimmunterricht absichern können und die Sportstättensanierung nicht endlich voranbringen, werden wir uns nicht für weitere deutsche Olympiabewerbungen engagieren“, erklärt André Hahn, stellvertretender Vorsitzender und sportpolitischer Sprecher der Gruppe Die Linke, zum heutigen Beschluss der Bundesregierung, eine Bewerbung Deutschlands für die Ausrichtung von Olympischen und Paralympischen Sommerspielen im Jahr 2040 zu unterstützen. Hahn weiter:
„Der Schulsport in Deutschland ist in einer desolaten Situation. Das 2017 von der Kultusministerkonferenz gestellte Ziel, in jeder Klassenstufe wöchentlich mindestens drei Stunden Sportunterricht zu gewährleisten, wird weiterhin deutlich verfehlt. Ursachen sind vor allem das Fehlen von Sportstätten sowie Sportlehrerinnen und -lehrern. Gleiches gilt auch für den Schwimmunterricht. Rund 60 Prozent aller Kinder können zum Ende der Grundschule nicht sicher schwimmen. Die Situation hat sich in den vergangenen Jahren verschärft und es gibt keinen Plan von Bund und Ländern, wie die Missstände beseitigt werden können.
Auch im Breitensport sowie im Gesundheits- und Rehasport gibt es zahlreiche Baustellen wie den großen Mangel an Sportstätten und Schwimmbädern, an finanzieller Förderung sowie an ehrenamtlichen Helfern, insbesondere an Übungsleiterinnen und -leitern. Der Sanierungsstau bei Sportstätten und Schwimmbädern wird mit über 30 Milliarden Euro beziffert. Aufgrund zu geringer Mittel von Bund, Ländern und Kommunen ist das Defizit weiter angewachsen, aber der Bund ist weiterhin nicht bereit, sich bei einem – auch von der Linken geforderten – ‚Goldenen Plan Sportstätten‘ in den kommenden 15 Jahren mit mindestens einer Milliarde Euro pro Jahr zu beteiligen, bei dem die energetische Sanierung und die Schaffung von Barrierefreiheit im Mittelpunkt stehen sollen.
Unbefriedigend ist auch die Förderung des Spitzensports durch den Bund. Die 2016 beschlossene Spitzensportreform war von Beginn an ungeeignet zur Lösung der Probleme und ist gescheitert. Ähnliches Schicksal scheint aus unserer Sicht auch der von der Ampelkoalition angestrebten Reform mit einem sogenannten Sportfördergesetz bevorzustehen.
Mit ihrer Strategie Sportgroßveranstaltungen betreibt die Bundesregierung eine Gigantomanie bei ausgewählten Sportevents wie den European Championships 2022 in München, den Invictus Games 2023 in Düsseldorf oder der Fußball-Europameisterschaft der Männer 2024, während für andere große Sportveranstaltungen deutlich weniger Geld und Engagement des Bundes eingesetzt wird. Diese Gigantomanie lässt berechtigte Zweifel an den Versprechungen, dass Olympische und Paralympische Spiele in Deutschland nachhaltig und bescheiden organisiert werden könnten.
Voraussetzung für eine Zustimmung der Linken für eine erneute Bewerbung muss ein Konzept sein, mit dem die Missstände im Schul-, Breiten-, Gesundheits- und auch Spitzensport vor der Ausrichtung von Olympischen und Paralympischen Spielen beseitigt werden können. Hier ist die Politik in der Bringschuld. ‚Sport für alle‘ darf keine leere Floskel bleiben. Und es muss garantiert werden, dass unabdingbare Mehrkosten durch solche Spiele nicht zulasten der anderen Sportbereiche gehen. Ein positives Signal und ein klares Bekenntnis zur Bedeutung des Sports in unserer Gesellschaft wäre auch die Aufnahme des Sports als Staatsziel ins Grundgesetz.“