Wahlkampf im öffentlich-rechtlichen Fernsehen
Hahn fordert MDR Sachsen auf, nach Thüringer Vorbild die MP-Kandidaten zum TV-Streitgespräch einzuladen
In Thüringen findet am kommenden Montag – anders als in Sachsen – ein einstündiges Live-Streitgespräch im MDR-Fernsehen zwischen den Kandidaten um das Amt des Ministerpräsidenten statt (http://www.mdr.de/thueringen/wahlen/landtagswahl/6619718.html).
Dazu erklärt der Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag, Dr. André Hahn:
Zur gebotenen Staatsferne des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gehört die Unabhängigkeit journalistischer Arbeit von der Taktik der Staatskanzlei und der größten Regierungspartei. Davon kann leider in Sachsen bisher überhaupt keine Rede sein: Weil Herr Tillich mit einer völlig inhaltsleeren „Ich-hab’-euch-alle-lieb“-Tour über die Runden kommen und jeder kritischen Nachfrage aus dem Weg gehen will, hat sich das Landesfunkhaus Sachsen gegen jegliche kontroverse Diskussion zwischen Spitzenkandidaten entschieden. Das ist wohl einmalig in Deutschland und ein Tiefpunkt des öffentlich-rechtlichen Journalismus.
Damit verabschiedet sich der MDR in Sachsen von einer seit 1990 gepflegten Tradition (so hat der MDR beispielsweise 1994 ein Streitgespräch zwischen Biedenkopf und Kunckel ausgestrahlt) und auch von den Gepflogenheiten in anderen Bundesländern. In Thüringen haben drei Politiker den Anspruch im Wahlkampf, Ministerpräsident zu bleiben bzw. zu werden. In Sachsen sind es zwei. Ich fordere den MDR daher auf, endlich offiziell zu einem solchen TV-Duell einzuladen. Sollte sich Herr Tillich meinen Argumenten nicht gewachsen fühlen und deshalb absagen, möge er dies mitteilen. Das ist dann auch eine Aussage, nämlich: Er kann es eben nicht!
Die Menschen in Sachsen zahlen eine Menge Gebühren für den MDR, dann haben sie aber auch ein Recht darauf, sich selbst ein Bild von den beiden Bewerbern um das höchste Regierungsamt im Lande und deren politischen Vorstellungen machen zu können.